– und für manche unglücklich verheiratete Mütter sogar überlebensnotwendig.
Wenn du das Gefühl hast, als Mutter ständig am Anschlag und überfordert zu sein, und du dich fragst, ob eine Trennung der richtige Schritt ist, dann lies diesen Beitrag bis zum Ende.
Es ist Sonntag. Das Haus ist noch still. Ich konnte heute ausschlafen – herrlich! Meine Kinder sind beim Papa, und ich habe Zeit für mich. Zeit für Selbstfürsorge.
Während meiner Ehe gab es das praktisch nicht. Es gab schlichtweg keine Raum und keine Luft zum Atmen. Ich funktionierte nur. War im Überlebensmodus. Oft dachte ich:
„Wenn ich ausfalle, bricht hier alles zusammen.“
Diesen Satz höre ich von vielen Müttern, die sich für meine Trennungsbegleitung interessieren. Sie sind bis auf die Knochen erschöpft.
Weitere Sätze, die ich häufig von unglücklich verheirateten Müttern höre, sind:
„Ich fühle mich von meinem Mann im Stich gelassen.“
Oder: „Mein Mann ist wie ein weiteres Kind.“
Ja, das kenne ich nur zu gut aus meiner eigenen Ehe.
Ich erinnere mich noch: Unsere erste Tochter war gerade frisch geboren, und mein Mann zog sein morgendliches Sportprogramm weiterhin ohne Rücksicht auf mich durch – während ich mit einem Baby an meiner Brust stille Tränen vergoss.
Ich war zwar verheiratet – aber zutiefst einsam.
Es kam selten ein: „Guten Morgen, Schatz.“ Geschweige denn, dass er mich gefragt hätte, ob er mir einen Kaffee machen oder Frühstück vorbereiten könnte.
Das musste ich alles selbst machen – wenn mein Baby endlich aufgehört hatte zu trinken und – wenn ich Glück hatte – gerade wieder eingeschlafen war.
Dann hetzte ich in die Küche und schlang mein Essen hinunter.
Duschen? Konnte ich an dem Tag sowieso vergessen.
Der Kühlschrank war leer – und Windeln mussten auch noch gekauft werden.
Den Haushalt schmiss ich komplett allein – obwohl mein Körper nach der Geburt eigentlich nur eines wollte: sich erholen.
Von den Monaten der Schwangerschaft.
Von den Strapazen der Geburt.
Von den stillen Nächten mit einem kleinen Menschlein an meiner Brust.
Doch in unserer vom männlichen Prinzip beherrschten Leistungsgesellschaft liegt das nicht drin. Da heißt es schnell:
„Du hast ja nichts zu tun! Du bist ja nur zu Hause bei den Kindern.“
In der Schweiz, wo ich lebe, hat die Frau 14 Wochen Zeit, sich zu „erholen“. Dann muss sie wieder arbeiten gehen. Ein Hohn.
Also entwickeln viele Frauen Schuldgefühle.
Und versuchen, all diesen Anforderungen gerecht zu werden:
Arbeit, Kinder, Haushalt, Familie, Erwartungen.
Ich ging zur Arbeit und kümmerte mich „nebenbei“ um meine Kinder, kaufte ein, putzte, absolvierte Arzttermine, richtete Geburtstagsfeiern aus.
Sogar der Reifenwechsel im Frühjahr und Herbst und die Tierarztbesuche – alles meine Aufgabe.
Im Laufe der Jahre entwickelte ich eine handfeste Depression – was ich gar nicht bemerkte, weil ich glaubte: So ist das eben, wenn man Kinder hat.
Ich hatte starke Nacken- und Rückenbeschwerden,
irgendwann so heftige Schulterschmerzen,
dass ich meinen Arm nicht mehr heben konnte
und immer wieder Kortisonspritzen bekam.
Ich war ständig erkältet, nahm jeden Virus mit.
Ich litt wiederholt unter vaginalen Pilzinfektionen.
Und zur Krönung: Gebärmutterhalskrebs.
Ich musste operiert werden.
Mein ganzer Körper schrie über Jahre hinweg nach einer Pause.
Und damit meinte er nicht ein heißes Bad oder einen Spaziergang – sondern eine echte, tiefgreifende Wende.
Meine Mutter starb im Alter von 45 Jahren – so alt wie ich heute bin – an einem Gehirntumor.
Ich bin überzeugt: Auch sie war erschöpft.
Vom Leben. Von der Ehe. Von der fehlenden Unterstützung.
Sie hatte einen riesigen Haushalt mit drei Kindern und einem Hund zu stemmen –
unter dem Druck der Ansprüche meines Vaters.
Alles musste perfekt sein:
der Garten mit englischem Rasen und Rosen,
das tägliche Mittagessen pünktlich auf dem Tisch,
die klinisch sauberen Innenräume, frisch gestärkte Tischdecken, hübsche Deko.
Feste waren keine lockeren Zusammenkünfte,
sie waren repräsentative Veranstaltungen.
Denn als angesehener Anwalt wollte mein Vater glänzen.
Und meine Mutter hatte zu liefern – wochenlang, lückenlos, fehlerfrei.
Fehler bedeuteten keine kleinen Ausrutscher.
Sie waren persönliche Kränkungen – und wurden so behandelt.
Ich erinnere mich an lautstarke Wortgefechte,
an Türen, die knallten,
an meine Mutter, tränenüberströmt,
allein mit drei Kindern zurückgelassen.
Meine Mutter hat diese ständige Verausgabung mit ihrem Leben bezahlt.
Als ich mich Jahre später in meiner Ehe wiederfand –
im selben Muster, im selben Hamsterrad –
wusste ich: Wenn ich mich jetzt nicht befreie,
dann ereilt mich vielleicht dasselbe Schicksal.
Vielleicht kein Gehirntumor –
aber vielleicht Brustkrebs.
Oder Gebärmutterhalskrebs.
Oder einfach: ein langsames inneres Absterben.
Mein Mann würde sich nicht ändern.
Das hatten Gespräche, Paartherapie und sämtliche Rettungsversuche deutlich gemacht.
Es gab nur einen Weg zurück ins Leben:
Ich musste mich trennen.
Und es musste eine klare Regelung her –
50/50 – für Kinder und Haushalt.
Heute Morgen sitze ich barfuß im Garten.
Das Gras ist noch taunass.
Der Kaffee dampft in meiner Lieblingstasse.
Die Vögel zwitschern. Die Sonne wärmt mein Gesicht.
In mir breitet sich eine tiefe Ruhe aus.
Es ist still. Aber nicht leer. Sondern erfüllt.
Meine Töchter sind dieses Wochenende beim Papa.
Ich habe Zeit für mich. Zeit zum Atmen. Zum Sein.
Fünf Jahre ist meine Trennung nun her.
Fünf Jahre, in denen ich mich zurück ins Leben geholt habe.
Damals war ich nur noch am Funktionieren –
mein Körper voller Warnzeichen,
mein Herz voller Sehnsucht:
nach Entlastung.
Nach echter Fürsorge.
Nach einem Leben, das mich nicht kaputtmacht.
Ich bin nicht mehr allein verantwortlich.
Ich habe mit Stefan einen Partner an meiner Seite, der mich wirklich sieht.
Der mir morgens Kaffee macht – nicht nur am Wochenende, sondern auch mal unter der Woche, wenn ich krank bin oder einfach nur müde.
Der meine Kinder liebt und sich mit Freude kümmert.
Der sie zu Hobbys fährt, von Freundinnen abholt, Mittagessen kocht –
nicht, weil er muss,
sondern weil er will.
Weil wir ein Team sind.
Weil wir uns wertschätzen.
Und ich?
Ich darf heute einfach im Garten sitzen und durchatmen.
Ich muss nichts leisten, um geliebt zu werden.
Ich darf sein.
Wenn ich zurückblicke, wird mir manchmal ganz ruhig ums Herz.
Nicht aus Traurigkeit – sondern aus Dankbarkeit.
Weil ich damals den Mut hatte, auszubrechen.
Weil ich mich selbst gerettet habe.
Weil ich heute erleben darf, dass echte Partnerschaft möglich ist.
Und ein Leben in Balance.
Ich habe den Himmel nicht gefunden – ich habe ihn mir erschaffen.
Und genau deshalb begleite ich heute Frauen,
die dort stehen, wo ich damals stand.
Weil ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man glaubt, es geht nicht mehr.
Und weil ich zeigen kann: Doch, es geht.
Und es lohnt sich.
Für dich. Und für deine Kinder.
Ich wünsche dir von Herzen einen schönen Sonntag.
Und ich wünsche dir den Mut, dich – wie ich damals – aus einer Ehe zu befreien,
die dich krank und unglücklich macht.
Du bist nicht allein.
Deine
Swantje
PS: auf dem Bild siehst du mich mit meinem Pflegepferd Spotty! Nach meiner Trennung hatte ich auch endlich wieder Zeit für mein Hobby Reiten, das mich jedes Mal mit neuer Energie auftankt!